Kaum eine andere Sportart ermöglicht ein derart intensives Erlebnis wie das Fallschirmspringen. Erst saust man aus 1.000 bis 4.000 Metern mit bis zu 200 km/h in die Tiefe, dann schwebt man sanft am Fallschirm zu Boden. Der Nervenkitzel, das Gefühl absoluter Freiheit und das Glücksgefühl, wenn man es geschafft hat und nach einem atemberaubenden Erlebnis wieder festen Boden unter den Füßen spürt, ist mit nichts anderem vergleichbar.
Sprungfallschirme sind Luftfahrzeuge und der Luftfahrzeugklasse „Luftsportgeräte“ zugeordnet. Jedes Fallschirmsystem besteht aus vier Baugruppen: Gurtzeug, Hauptschirm, Reserveschirm und Öffnungsautomat.
Zur Ausrüstung gehören außerdem ein Höhenmesser, eine Schutzbrille, ein Kopfschutz (Helm oder eine spezielle Lederkappe) und eine auf die jeweilige Disziplin abgestimmte Springerkombi.
Auch wenn der Sport spektakulär ausschaut: Sicherheit wird beim Fallschirmspringen großgeschrieben! Bei Fragen steht Ihnen die Bundeskommission Fallschirmsport im DAeC zur Verfügung.
Klimaschutz und Luftsport müssen schon lange keine Gegensätze mehr sein. In immer mehr Bereichen arbeiten Piloten und Flugplatzbetreiber eng mit Naturschützern zusammen. Darüber hinaus wird nur ein kleiner Teil von Flugplätzen intensiv genutzt, sodass hier stabile Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren entstehen.
Außerdem führt die rasante technische Entwicklung bei Flugzeugen – also auch solchen, die Fallschirmspringer absetzen – besonders im Feld des Elektroflugs dazu, dass der Sport immer klimaschonender ausgeübt werden kann.
Ein Sprung aus 3.500 bis 4.000 Metern Höhe kostet für ausgebildete Springer zwischen 30 und 40 Euro. Eine Leihausrüstung kann man schon für 15 Euro je Sprung erhalten. Billiger kann es durch eine Mitgliedschaft im Verein werden.
Die eigene Ausrüstung wird üblicherweise erst nach dem Lizenzerwerb angeschafft. Gute gebrauchte Komplettsysteme (Gurtzeug, Haupt- und Reserveschirm sowie Öffnungsautomat) gibt es ab 2.500 Euro, neu kostet die Ausrüstung rund 8.000 Euro.
Der DAeC veranstaltet jährlich gemeinsam mit der Bundeskommission Fallschirmsport die Deutschen Meisterschaften im Fallschirmspringen jeweils als Outdoor- und als Indoor-Event. Von Einsteigern bis hin zu sogenannten offenen Klassen gibt es mehrere Leistungsstufen in den verschiedenen Disziplinen. Die bestplatzierten deutschen Teams sind jeweils im Folgejahr bei internationalen Wettbewerben dabei.
Bei ihrem Sport berufen sich die Springerinnen und Springer auf alte Traditionen. Schon vor dem ersten Segel- und Motorflug gab es Sprünge von Ballonen aus. Bei diesen zirzensischen Veranstaltungen wurden die Schirme aufgespannt unter die Ballone gehängt, oder die Springer trugen sie als gefaltete Ballen unter dem Arm, während sie sich über die Korbbrüstung in die Tiefe stürzten.
Zu diesen Pionieren gehörte auch die Deutsche Käthe Paulus, die von 1893 bis 1912 auf 147 Sprünge kam, und die den paketförmig gefalteten Schirm zum Patent anmeldete. Es dauerte dann noch vier Jahrzehnte, bis aus dem Rettungs- ein Sportgerät geworden war.
Die erste Weltmeisterschaft war 1952. Die klassischen Disziplinen sind das Stil- und das Zielspringen. Die Stilspringer fliegen ihr Figurenprogramm gegen die Zeit. Den Zielspringern wiederum genügt mittlerweile nicht mal mehr das Zentimetermaß, um die Besten zu ermitteln, so genau treffen sie die bierdeckelgroße Zielscheibe.
Der englische Name dieser Ausbildungsmethode bedeutet soviel wie "beschleunigte Freifallausbildung". Sie ist die zur Zeit effektivste Methode, im Fallschirmsport auszubilden. Das angestrebte Ziel der Ausbildung, der kontrollierte und lange, freie Fall, wird dabei nicht ans Ende des Lernprozesses, sondern gleich an den Anfang gestellt. Absprünge mit automatischer Auslösung oder kurzen Freifallzeiten entfallen.
Sieben aufeinander abgestimmte Leistungsstufen (Level) bestimmen die Gliederung der AFF-Ausbildung, die im Idealfall in sieben Sprüngen absolviert werden kann. Dabei baut jeder Level inhaltlich auf dem vorhergehenden auf.
Beim ersten Sprung halten zwei AFF-Lehrer den Schüler vom Verlassen des Flugzeuges bis zur Fallschirmöffnung fest. Der Schüler soll sich damit zum einen an den freien Fall gewöhnen. Zum anderen geht es hier aber bereits um die Durchführung eines Lernprogrammes innerhalb der etwa 40 bis 50 Sekunden dauernden Freifallphase. Richtige Körperhaltung, ständige Kontrolle der eigenen Höhe, Blickkontakt zu den Lehrern, Scheingriffübungen und das Öffnen des Fallschirmes in 1500 Metern Höhe auf Zeichen der Lehrer sind die Aufgaben dieses ersten Sprunges.
Das "Lernprogramm" steigert sich mit dem Fortschritt der Ausbildung: Bereits beim dritten Level lassen die Lehrer ihren Schüler völlig los, befinden sich allerdings in unmittelbarer Nähe neben ihm, um jederzeit helfend eingreifen zu können. Wird das Ausbildungsziel in einem der Level nicht erreicht, muss er wiederholt werden.
Schon mit Erreichen des vierten Levels erlaubt es der erreichte Leistungstand des Schülers, dass nur noch ein Lehrer mitspringt. Nach dem gemeinsamen Absprung, bei dem der Schüler zunächst noch vom Lehrer festgehalten wird, gibt dieser ihn frei, damit das Programm mit kontrollierten Übungen beginnen kann.
Beim letzten Level zeigt der Schüler, in einem Sprung zusammengefasst, schließlich seine erlernten Fähigkeiten. Ist er erfolgreich, hat er das Ziel, selbständig frei fallen und allein weiterspringen zu können, erreicht. Ist der Ausbildungsfortschritt groß, kann der Schüler nach nur sieben Sprüngen ganz allein und ohne Lehrer den freien Fall genießen. Sind die Rahmenbedingungen gut, Wetter, Flugzeugkapazitäten und Lernerfolg des Schülers, kann das AFF-Programm innerhalb weniger Tage abgeschlossen werden.
Ein AFF-Kurs ist wegen seiner intensiven individuellen Betreuung die kostenaufwendigste, aber eben schnelle und auf jeden Fall fundierte Form der Ausbildung.
Als älteste Freifalldisziplin erfordert und trainiert das Figurenspringen die grundlegenden Fähigkeiten des individuellen Fallschirmspringens. Bei dieser Disziplin geht es inhaltlich darum, innerhalb kürzester Zeit einen festgelegten Ablauf verschiedener Figuren in Form von Drehungen und Salti so exakt und fehlerfrei wie möglich zu durchlaufen. Körperbeherrschung und Selbstdisziplin sind notwendig, um tat-sächlich zur Perfektion zu gelangen.
Dass sich vor allem militärische Fallschirmsportler noch intensiv mit dieser Disziplin beschäftigen, ist den sich stets wiederholenden Freifall-Manövern und den gegebenen Figuren geschuldet. Andere Springer ziehen oft die kreativere Weiterentwicklung des Freestyle vor.
Freestyle-Springer führen in der Luft verschiedenste Manöver und Figuren auf. Dies verleiht der Disziplin ein sehr ästhetisches Moment und beeindruckt bei Könnern durch den Eindruck von Leichtigkeit und Eleganz. Bei Wettbewerben werden Kür- und Pflichtübungen bewertet. Dabei werden die Leistungen des Springers durch einen mitfliegenden Kameramann dokumentiert, der die Durchführung des Sprungs auf einem Videoband festhält.
Freeflying ist die jüngste Disziplin im Fallschirmsport. Einst aus dem Freestyle hervorgegangen, gibt es hier kaum noch Vorgaben. Der Begriff "stabile" Körperhaltung wurde gegen "kontrolliert" getauscht. Das besondere Merkmal ist die Head-Down Position. Der Springer fliegt mit dem Kopf voran dem Erdboden entgegen. Dabei werden Geschwindigkeiten von rund 300 km/h erreicht. Außer dem enormen Tempo zeichnet sich Freeflying besonders durch die angestrebte vollkommene Nutzung aller drei Dimensionen im freien Fall aus.
Die am weitesten verbreitet Disziplin im Fallschirmsport ist das Freifall-Formationsspringen. Anfangs wird dabei zunächst nur mit einem Partner gesprungen und geübt. Im freien Fall bei Geschwindigkeiten um die 200 km/h greifen die Springer einander an Armen und Beinen und bilden so unterschiedlichste Formationen. Deren Variationen sind zahlreich, der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
Im Laufe der Zeit sind im Freifall-Formationsspringen verschiedene Wettkampfdisziplinen entstanden. Ziel ist es dabei, möglichst viele verschiedene Formationen innerhalb eines Sprunges zu fliegen. In aller Regel messen sich 4er oder auch 8er Teams miteinander. Die Leistungen dieser Springer sind erstaunlich. So können gute 4er-Teams beispielsweise über 20 verschiedene Formationen bilden bevor sie nach 35 Sekunden freien Falls ihren Fallschirm öffnen.
Früher CRW (Canopy-Relativ-Work) genannt, heute kurz CF, abgeleitet aus dem Englischen Canopy Formations, ist Kappenformationsspringen eine höchst anspruchsvolle und sehenswerte Disziplin im Fallschirmsport.
Diente der Fallschirm früher nur der sicheren Landung nach faszinierenden Sekunden im freien Fall, so ist es heute mit den modernen, steuerbaren Flächenfallschirmen möglich, auch mit den geöffneten Fallschirmen Formationen zu fliegen. Die CF- Springer verzichten bewusst auf den freien Fall und öffnen ihren Schirm direkt nach Verlassen des Flugzeugs in Höhen zwischen 2000 und 4500 Metern.
Jeder CF-Springer muss seinen Schirm so steuern, dass er zentimetergenau an einen Mitspringer heran fliegt, der dann seinen Fuß in den Leinen des anderen Fallschirms locker einhakt. Nach und nach lassen sich auf diese Weise die verschiedensten Formationen aufbauen.
Wie auch in anderen Sportarten, so besteht im CF der Drang, die Grenzen des Machbaren auszuloten bzw. immer weiter zu verschieben. So finden sich nahezu jährlich die besten Springer einer oder mehrerer Nationen zur Bildung von Großformationen zusammen. Ziel dieser Rekordversuche ist es, eine möglichst große Formation, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, zusammen zu fliegen. Da die Absprunghöhe nach oben begrenzt ist, wird die Rekordgröße irgendwann einmal erreicht sein. Ob sie aber bei 90, vielleicht sogar 100 oder noch höher liegt, wird die Zukunft zeigen. Der bestehende Weltrekord ist eine 85er- Formation aus dem Jahre 2005.
Ursprünglich in der Tradition der Bergrettung stehend hat sich der Kombinationswettbewerb Para-Ski zu einer interessanten Wintersportart entwickelt. Eigentlich müssen bei diesem Luftsport zwei Sportarten gleichermaßen beherrscht werden: Ski-Riesenslalom und Zielspringen. Und dementsprechend sind auch die Anforderungen an den Sportler: Präzision und körperliche Leistungsfähigkeit sind gefragt.
In einer an und für sich schon atemberaubenden Sportart eine noch spektakulärere Disziplin zu finden ist nicht leicht. Für den Fallschirmsport gilt dies sicherlich für das Skysurfen. Hierbei kommt ein speziell konstruiertes Brett zum Einsatz, das durch eine Spezialbindung fest mit den Füßen des Springers verbunden ist. Auf diesem Gerät vollzieht der Springer im freien Fall die verschiedensten Bewegungen. Die Beherrschung des Skysurfens ist recht anspruchsvoll und erfordert besondere Erfahrung und Umsicht. Obschon relativ junge Disziplin, gibt es bereits internationale Wettbewerbe.
Seit den ersten Fallschirmsprüngen konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Springer darauf, sobald sie am geöffneten Schirm hängen, den von ihn gewünschten Landeplatz anzusteuern und dort sicher zu landen. Aus dieser reinen Notwendigkeit heraus entwickelte sich das Zielspringen als älteste und ursprünglichste Fallschirmsportdisziplin, in der die Aktiven begannen, ihre Fähigkeiten untereinander zu messen. Mit fortschreitender Technik wurde die Kontrolle und Manövrierfähigkeit von Fallschirmen besser und damit auch das Erreichen bestimmter Zielflächen immer einfacher. Gleichzeitig wuchs der Ehrgeiz der Springer immer kleinere Landeflächen anzuvisieren.
Bei Wettkämpfen liegt der Durchmesser einer Zielscheibe, der sogenannten "Nullscheibe", inzwischen bei 3 cm. Die sichere und präzise Handhabung des Fallschirms ist für solche Leistungen natürlich unabdingbare Voraussetzung, ebenso wie ein gutes Auge und Nervenstärke. Bis es zu einer solchen Präzision kommt, sind zahlreiche Trainingssprünge erforderlich. Spitzensportlern gelingt es jedoch regelmäßig, dieses kleine Ziel punktgenau zu treffen.