Freudenstadt: 1200 Begeisterte besuchen Segelfliegertag

Großer Andrang im Freudenstädter Kurhaus: Der diesjährige Segelfliegertag, der am vergangenen Samstag stattfand, zog 1200 Begeisterte aus ganz Deutschland an. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Fliegergruppe Freudenstadt und der Bundeskommission Segelflug im DAeC. Fachvorträge rund um Segelflug- und Luftsport im Allgemeinen, technische Neuheiten und die Ehrung der erfolgreichsten Sportler der vergangenen Saison machten das Event zu einer runden Sache.

Reizvolles Segelflugrevier: „Alle 25 Kilometer befindet sich ein Flugplatz“

Dass Freudenstadt den idealen Rahmen für solch eine Veranstaltung bietet, führte Oberbürgermeister Julian Osswald in seiner Eröffnungsrede im Kursaal aus. „Freudenstadt liegt mitten in einem der reizvollsten Segelflugrevieren des Landes, mit traumhaft schöner Landschaft und Anschluss an weitere Mittelgebirge. Einsteiger wie Profis im Streckenflug finden hier alle Möglichkeiten vor. Praktisch alle 25 Kilometer befindet sich ein Flugplatz“, sagte er.

Zuvor hatten René Brodmühler, Vorsitzender der Bundeskommission Segelflug, und Axel Reich, Vorsitzender der Fliegergruppe Freudenstadt, bereits den vielen Helfern gedankt, die nötig sind, um eine solche Großveranstaltung wahrwerden zu lassen.

Großer Andrang auf allen Ebenen des Kurhauses Freudenstadt.

Die Ränge im Kursaal waren zu den Vorträgen stets gefüllt.

Axel Reich, Vorsitzender der organisierenden Fliegergruppe Freudenstadt.

Vieles drehte sich an diesem Tag um den Sport selbst. Joshua Rieger warf einen Blick auf die jüngst vergangene Saison der Deutschen Meisterschaften im Streckensegelflug. Darunter Meister, Absteiger, top Flugzeuge, schnellste und weiteste Flüge der ersten Bundesliga, nur um einige Stichpunkte zu nennen.

Wie können (Luftsport-)Vereine die Generation Z gewinnen?

Anschließend widmete sich Dr. Steffen Wagner, der an der pädagogischen Hochschule Karlsruhe lehrt, einem Thema, das nicht nur für Luftsportvereine wichtig ist: „Jung sein in Zeiten von Krise und Chat GPT – wie tickt die Generation Z?“. Eine der Kernaussagen: Die junge Generation ist aufgeweckt und möchte mitreden. Sie sieht zwar die Arbeit nicht mehr als Mittelpunkt des Lebens, ist aber nicht arbeitsscheu. Aufgaben werden stark hinterfragt und das Verlangen nach Mitbestimmung großgeschrieben. Die Maßstäbe, die die Generation der Baby Boomer angesetzt hat, passen nicht mehr. „Wenn Sie Nachwuchs gewinnen wollen, der gerne Verantwortung übernehmen möchte, sollten Sie sich als Verein davon verabschieden, nur diejenigen Aufgaben an die Jungen abzugeben, die keiner sonst erledigen möchte“, so der Experte.

Einen kurzen Bericht aus der Mitgliederversammlung, die tags zuvor über die Bühne gegangen war, sowie der in diesem Jahr geleisteten Arbeit der Bundeskommission Segelflug, lieferte der Vorsitzende René Brodmühler. Dabei erwähnte er unter anderem, dass sich der Vorstand mit den Segelflugreferenten der Länder darauf geeinigt hat, den Sportbeitrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt anzuheben. Inflation, Mitgliederschwund und andere Faktoren hätten diesen Schritt unausweichlich gemacht. Außerdem verriet er, dass der kommende Segelfliegertag am 9. November 2024 im Rahmen der Interglide Karlsruhe stattfinden wird. „Wir haben einfach keinen Verein gefunden, der die Veranstaltung ausrichten kann. Betrachten wir die Zusammenarbeit mit dieser neuen Messe als Versuchsballon“, so Brodmühler. Für 2025 hat der Luftsportverband Hamburg bereits Interesse signalisiert.

Dr. Steffen Wagner mit einem viel beklatschten Vortrag über die Generation Z.

Der Vorsitzende René Brodmühler mit dem Tätigkeitsbericht "seiner" Bundeskommission Segelflug.

Mitgliederhauptversammlung der Bundeskommission Segelflug tags zuvor.

Ehrungen: Von Ehrenteller bis Bundesligameister

Dann folgte die Stunde der Sportler. Mehr als 30 Segelflieger und Segelfliegerinnen ehrte Christof Geißler im Namen der Bundeskommission an diesem Tag für ihre besonderen Leistungen. Hier die Geehrten im Überblick:

DAeC-Ehrenteller: Stefan Langer (Segelfluggruppe Donauwörth)
DAeC-Ehrenbecher: Daniela Wilden (Aero-Club Bad Nauheim), Makus Frank (Luftsportring Aalen), Michael Spitzer (Luftsportverein Sauerland)
Deutsche Klassenrekorde: Clara Leucker (Aero-Club Bad Nauheim), Benedikt Bursian (Flugsportverein Rosenheim), Benjamin Bachmaier (SFZ Königsdorf), Tilo Holighaus (FG Wolf Hirth Kirchheim), Gerhard Heidebrecht (SFZ Königsdorf), Sebastian Bauder (FLG Blaubeuren), Dietrich Sinn (LSV Schwäbisch-Hall), Michael Petzold (Segelflugverein Mannheim), Johannes Beyer (SFZ Königsdorf)
Deutsche Meister: Eric Schneider – Standardklasse Junioren (FSG Hammelburg), Gerrit Neugebauer – Clubklasse Junioren (Aero-Club Esslingen), Simon Schröder – 18m Klasse, Laurenz Theisinger – Doppelsitzerklasse mit Georg Theisinger (Deutsche Jugendkraft Segelfluggemeinschaft Landau/Pfalz), Michael Sommer – Offene Klasse (LSV Regensburg)
1000 KM Diplome: Frank Rodewald (Fliegergruppe Schwäbisch Gmünd), Alexander Schmid (LSC Burg Feuerstein)
DMSt 2023: Johannes Beyer, Gerhard Heidebrecht, Nikolai Wolf – Teamstreckenwertung (SFZ Königsdorf), Wilhelm-Alexander Klomp, Ulrich Luta, Linus Baur – Teamstreckenwertung Junioren (SFZ Aachen), Uwe Wahlig – 15m Klasse (SFG Bensheim), Bernd Schmid – 18m Klasse (LSR Aalen), Siegfried Samson – Offene Klasse (AC Langenselbold), Andreas Hüttlinger – Clubklasse (LSV Agathazell), Jonas Meier – Standardklasse (LSV Beilngries), Jürgen Kleber und Corinne Klett – Doppelsitzerklasse (LSV Mündingen-Eisberg), Andrea Abt – Rangliste Frauen Streckenwertung (SFZ Königsdorf), Simon Schröder – Rangliste Geschwindigkeitswertung (SFV Bad Wörishofen), Eva Senne – Rangliste Frauen Geschwindigkeit (FSV Sindelfingen), Patrick Benoist – Rangliste Junioren Streckenwertung (LSC Burg Feuerstein)
Bundesliga: LSR Aalen – Deutscher Meister, SFZ Aachen – Deutscher Meister Junioren

Simon Schröder, Michael Sommer und Laurenz Theisinger

Jonas Meier, Jürgen Kleber und Corinne Klett

Vergabe der Förderflugzeuge

Und auch die Vergabe der Förderflugzeuge zur Förderung von Junioren-Spitzenpiloten wurde bekannt gegeben. Jan Reinke und Nils Zitzelsberger fliegen in der kommenden Saison den Nimbus 4. John Bartels und Nils Schlautmann teilen sich den Ventus 3T.

Freuen sich auf den Nimbus 4: Nils Zitzelsberger und Jan Reinke

Förderpiloten Ventus 3T: John Bartels und Nils Schlautmann

Trainerfortbildung: „Vom A-Kader zum A-Team“

Ans „Eingemachte“ ging es zeitgleich in der Trainerfortbildung im Kienbergsaal. Vier Referenten umfasste der Block „Vom A-Kader zum A-Team“. Bundestrainer Wolli Beyer betonte die Wichtigkeit die Rahmentrainingskonzeption, wie sie erst in diesem Jahr im Handbuch zum Streckensegelflug ausgearbeitet wurde, in die Vereine zu tragen. Das Konzept widmet sich unter anderem der Trainingsystematik von der Formulierung bis zum Erreichen eines Ziels. „Wir müssen in den Vereinen zudem ein stärkeres Wir-Gefühl schaffen, um die Dinge auf sportlicher Ebene weiter voranzubringen“, appellierte er.

Die Flugmedizinerin Hiltrud Garthe sensibilisierte für die Neuerungen in den Dopingbestimmungen der NADA. So zählt künftig auch das Schmerzmittel Tramal zu den verbotenen Substanzen für Wettkampfsportler. „Wenn man bedenkt, dass viele Orthopäden und Hausärzte dieses Mittel verschreiben, ist hier große Vorsicht geboten“, so die Medizinerin.

Tino Janke erklärte, was es braucht, um den Luftsport noch sicherer zu machen. „Wir sollten uns an den standardisierten Abläufen der Verkehrsluftfahrt orientieren“, ist er sich sicher. Zu oft herrsche die Einstellung vor „Mir passiert schon nichts“. Dennoch sei die Unfallquote im Segelflug wesentlich höher als die in der Verkehrsluftfahrt. Als Maßnahmen schlug Janke beispielsweise mehr Überprüfungsstarts pro Saison und regelmäßiges Notfalltraining im Simulator vor.

Zu guter Letzt brach Dr. Jan Rothhardt eine Lanze für das interaktive und erfahrungsbasierte Lernen im Flugsport. „Indem wir Flugschüler zum Mitmachen anhalten, erreichen wir einen maximalen Lerneffekt“, ist er sich sicher.

Bundestrainer Wolli Beyer referierte über die Rahmentrainingskonzeption.

Anti-Doping Expertin Dr. Hiltrud Garthe.

Tino Janke zur Minimierung des Unfallrisikos im Segelflug.

Dr. Jan Rothhardt gibt Aufschluss über interaktives Lernen.

Segelfliegertag 2023: Kurhaus summt wie ein Bienenstock

Während in den Vortragsräumen Ruhe und gelegentlicher Applaus herrschte, ging es auf allen Ebenen des Kurhauses und auch im Außenbereich wie in einem Bienenstock zu. Verschiedene Hersteller informierten über diverse technische Neuerungen, beispielsweise in der Elektrofliegerei. Das Angebot erstreckte sich über drei Stockwerke des Kurhauses. Für das leibliche Wohl hatten die Veranstalter ebenfalls gesorgt: bei Kaffee und Kuchen, Currywurst und Soda diskutierten die Besucher ihre Erlebnisse des Tages bis in die frühen Abendstunden.

Die Veranstaltung erregte auch das Interesse von Presse, Funk und Fernsehen. So hat beispielsweise der Südwestrundfunk (SWR) einen kurzen Beitrag zum Segelfliegertag veröffentlicht.