81er-Formation geglückt

Bericht von Anabel Brugger, eine von 13 Frauen, die am inoffiziellen Interkontinental-Rekord teilgenommen haben, der vom 21. bis 25. August 2023 auf der Dropzone Skydive Soest geflogen wurde.

Anabels Perspektive vom ersten Sprung.

Neben Anabel Brugger waren auch die DAeC-Mitglieder Philipp Exner, Joß Schmid, Lion Trautvetter und Sascha Weiß beim Rekordversuch in Soest dabei.

Die besten Freeflyer der Welt beim Interkontinental-Rekordversuch in Soest. Alle Fotos: Wolfgang Lienbacher und Andy Ford

Der Plan zum Rekordversuch

Auf der Dropzone Skydive Soest trafen Menschen aus 26 Nationen zusammen, um den Himmel zu rocken! Niemals zuvor gab es eine derart große Formation aus Freeflyern aus der ganzen Welt über Europa!

Der diesjährige VIP-E-Rekord-Versuch (VIP-E-Rekord heißt: Nur die besten Freeflyer aus der ganzen Welt wurden zur Formation über dem europäischen Kontinent eingeladen) sollte ursprünglich in Nancy, Frankreich stattfinden, was aus verschiedenen Gründen nicht möglich war. Aber dank unserer spontanen und immer bereiten Lizzy aus Soest war es den Organisatoren möglich, kurzfristig den Standort zu wechseln und trotz aller Umstände fünf Caravans und eine Skyvan nach Soest zu schaffen.

Philipp Exner (Fallschirmsport Marl), Magali & Steve Braff (Luxfly Skydive) organisierten dieses gelungene Event. Sie setzten sich bereits ein Jahr zuvor zusammen und kamen dabei auf die Idee, die stärkste 100er Formation mit den stärksten Freeflyern der Welt über dem Himmel von Europa aufzustellen.

„The idea of a new concept for success in record building is based on improvements, starting with the selection of participants up to more efficient approaches to build the formation faster, safer and more shock absorbing “, so Philipp Exner. Hier ging es um etwas, was zuvor noch nie jemand geschafft hatte. Die aufgestellte Formation baute auf Erfahrungen auf und soll der großen Bigway Welt in ihrer Entwicklung zunutze kommen. “This event represents the culmination of years of collectible hard work and training”, erklärt Steve Braff.

Welche 100er Versuche gab es zuvor?

Der erste Versuch fand im Jahr 2013 in Empuriabrava statt, der zweite 2017 in Kalifornien und der dritte Versuch war nun unserer. Bei uns gab es jedoch einen Unterschied: Wir flogen das erste Mal mit einer 12er Basis. Diese trainierte zuvor schon fleißig. Unter anderem gab es ein 40er Trainingscamp in Klatovy vom 4. bis 6. August dieses Jahres. Zu diesem Camp waren auch andere Teilnehmer des Rekords inklusive mir eingeladen, um zu üben und sich intensiv vorzubereiten.

Nun konnte die Rekord-Woche in Soest also losgehen. Am 19. und 20. August begann die Basis bereits zu trainieren und wir konnten wieder bei 2-Plane Shots mitspringen. Montag ging es mit den 100er-Formationen los. Wir sprangen jedes Mal bei 5400 bis 5800 Metern aus den Fliegern und hatten ca. 55 Sekunden Zeit, die Formation zusammenzufliegen. Dafür musste die Basis  innerhalb der ersten 15 Sekunden stehen, was für unsere starken Flieger gar kein Problem war – meistens stand sie schon nach nur 10 bis 12 Sekunden.

Die Aufstellung der Formation sollte für alle Teilnehmer sicherer sein, indem eine strikte Trennung zwischen den Divern und Floatern beibehalten wurde. Außerdem wurde auf die sogenannten „Bridges“ zwischen den Pods verzichtet, da diese für viel Bewegung in der Formation sorgen können.

Insgesamt haben wir Formationen mit über 80 Griffen geflogen. Es sollte aber nicht gecuttet werden, da das nicht unserer E-Record-Philosophie entspricht. Es ging darum, immer mit allen Teilnehmern in die Luft zu gehen und niemanden am Boden zu lassen. Wir sollten mit unseren Freunden im Flieger hochfliegen und uns gemeinsam an den Händen halten – mit den Menschen, die wir fliegerisch am besten kennen.

Im Laufe der Woche kamen einige Herausforderungen auf uns zu, weshalb wir am Ende nur elf Großformationen fliegen konnten. Inklusive zweier Sprünge, bei denen wir nur mit fünf Fliegern rausgingen, da eine Maschine ein Problem aufwies und mit dem ganzen Sektor wieder landen musste. Demnach musste an diesem Tag der nächste Sprung mit nur 80 anstatt 100 Springern erfolgen. Hier waren fast alle Griffe vollständig. Desweiteren haben wir aufgrund von Restriktionen durch die Luftwaffe auf einige Sprünge verzichten müssen.

Das Wetter spielte zum Glück bis auf den letzten Tag einigermaßen mit. Es gab zwei Tage, an denen die Sektoren einen Single Load machten, um trotzdem springen und trainieren zu können, aber eben nur als einzelner Sektor.

Es war für mich eine weitere Herausforderung, so wie der Frauen-Weltrekord letztes Jahr. Aber insbesondere war es für uns alle ein Erlebnis, mit so vielen unterschiedlichen Menschen, mit einem starken Zusammenhalt, etwas Außergewöhnliches zu erreichen. Das ging nur als Team und mit der inneren Bereitschaft, es unbedingt schaffen zu wollen. Auch wenn wir unser Ziel, uns alle als 100er-Formation gleichzeitig an den Händen zu halten, nicht ganz erreichen konnten, sind wir stolz auf die größte Formation über Europa.

Auf diesem Wege vielen Dank an alle Piloten, welche einen solch guten Job gemacht haben, die Flieger in der vorhergesehenen Formation zu fliegen. Danke an Lizzy und Volker aus Soest, danke an unsere Videomänner Wolfgang Lienbacher und Andy Ford, danke an alle Helferinnen und Helfer und natürlich ein besonders großes Dankeschön an Philipp, Steve, Magali und auch an alle Freeflyer, welche von überall aus der Welt anreisten, um mit ihren Freunden Hand in Hand über Soest fliegen zu können. Last not least geht ein riesengroßes Dankeschön an Babe, ohne den all dies gar nicht möglich gewesen wäre.

Der E- Rekord war erneut ein unvergessliches Event und ich bin sehr froh, dabei gewesen zu sein. Auf den nächsten Rekord bin ich schon gespannt;-)

Anabel Brugger, Vertreterin der jungen Generation im Aero Club NRW