Senioren-Ausflug endet mit Rückenwind im Doppelsitzer

Es ist nie zu spät, um abzuheben: Der Himmel über Aventoft im Kreis Nordfriesland war anfangs wolkenlos, eine steife Brise wehte von der nahen Nordsee – perfekte Bedingungen für einen Ausflug der besonderen Art. Zwei Alten- und Pflegeheime aus dem hohen Norden Deutschlands hatten sich etwas Ungewöhnliches überlegt: ein Besuch des Segelflugplatzes Aventoft – mit dem Höhepunkt eines Rundflugs im doppelsitzigen Segelflugzeug.

Die älteste Teilnehmerin für den Rundflug im Doppelsitzer war bereits stolze 92 Jahre alt. Foto: Alexander Willberg

Was zunächst wie ein kühner Plan klang, wurde am vergangenen Samstag Realität. Über 20 Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Einrichtungen – viele auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen – wagten eine Reise, die sie im wahrsten Sinne des Wortes hoch hinausführte.

Fliegen statt Fernsehen

„Heute machen wir mal was richtig Cooles“, sagte Heimleiter Jörg Hennigsen, der die Häuser Haus am Deich in Süderlügum und Nis Puck in Klanxbüll leitet. „Wir drehen eine Runde über die wunderschöne nordfriesische Landschaft – im Segelflugzeug!“ Ein Erlebnis, das wohl nur wenigen Senioren geboten wird.

Gemeinsam mit erfahrenen Piloten des Segelflugvereins Südtondern und Sylt ging es mithilfe der Startwinde steil in die Luft – und in ein kleines Abenteuer.

Mit über 90 Jahren in den Himmel

Eine der mutigsten Passagierinnen war stolze 92 Jahre alt. Als der 70-jährige Pilot nach der Landung über das enge Cockpit stöhnte, kam von ihr nur trocken: „Junger Mann, was soll ich denn sagen?“ – Humor kennt eben kein Alter.

Für einen kurzen Moment war die Gehhilfe vergessen. Die Startbahn wurde zur Rampe in eine andere Welt. „Von oben sieht alles aus wie Spielzeug – aber wunderschön“, schwärmte eine Seniorin nach der Landung.

Logistik mit Feingefühl

Die beiden Heime hatten den Tag minutiös geplant: vom Mittagessen bis zum Kaffee und Kuchen war alles vorbereitet. Während jeweils zwei Passagiere abhoben, genossen die anderen den Ausblick vom Boden – und das Schauspiel am Himmel.

Mut, Erinnerungen und neue Perspektiven

„Niemand war nervös“, berichtete der Vorsitzende des Luftsportclubs. „Aber alle sind mit einem Strahlen ausgestiegen.“ Viele erinnerten sich danach an alte Reisen oder Zeiten, in denen sie selbst noch mobil waren. Für manche wurde der Flug zu einer kleinen Zeitreise.

„Nächstes Jahr wieder!“

Am Ende des Tages war allen klar: Das war weit mehr als ein gewöhnlicher Ausflug. Es war ein Ereignis, das noch lange nachwirken wird – und vielleicht sogar Schule macht. Beide Heime sind sich einig: „Wir wollen das unbedingt wiederholen. Es ist nie zu spät, abzuheben.“