Segelflug-Weltmeisterschaft der Frauen in Zbraslavice

Trotz schwieriger Wetterbedingungen kämpfte das deutsche Frauenteam bei der Segelflug-WM 2025 in Zbraslavice um jede Chance – mit starken Teamleistungen, viel Durchhaltevermögen und nur knapp verpassten Podestplätzen.

Am Ende glänzten nicht nur fliegerisches Können, sondern auch beeindruckender Teamgeist und eine perfekt organisierte Veranstaltung.

Ende Juli und Anfang August war in diesem Jahr bekanntlich nicht die beste Zeit für Segelflugwettbewerbe in Mitteleuropa. Neidisch blickten wir auf die Strecken bei der EM der Doppelsitzer-, 18m- und Offenen Klasse in weiter östlich gelegenen Bekescsaba (Ungarn), sorgenvoll auf die täglichen Nachrichten von der DM der Junioren im westlich von uns gelegenen Freudenstadt im Schwarzwald, die schließlich ganz ohne Wertungstage zu Ende ging. Im mittelböhmischen Zbraslavice (Tschechien) bei der Segelflug-WM der Frauen lagen wir wohl ungefähr dazwischen.

„Wir“ sind in diesem Zusammenhang übrigens Sabrina Vogt, Christine Grote und Conny Schaich (Standardklasse), Jana Konitzer, Anja Barfuß und Sandra Malzacher (18 m-Klasse) und Carolin Rothhardt, Daniela Wilden und Ulrike Teichmann (Clubklasse) mit dem unermüdlichen Support von Co-Bundestrainer (Frauen) Florian Heilmann und Coach Sigi Samson. Bernd Fischer hat uns im aus der Ferne tagtäglich im Teambriefing mit seiner kompetenten Einschätzung des Wetters unterstützt. Jana war kurzfristig ins Team nachgerückt, nachdem Marianne Hagemann ihre WM-Teilnahme leider aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hatte.

Einige von uns hatten bereits in 2017 an der WM am selben Austragungsort mit sensationellen zwölf Wertungstagen teilgenommen. Doch in 2025 schien sich unsere Erwartungshaltung an das Wetter leider nicht zu erfüllen. Unstetes Wetter in der Trainingswoche und viel (sehr viel) Regen in der ersten Wettbewerbswoche wurden am Ende zum Glück von einigen fliegbaren Tagen am Ende des Wettbewerbs gefolgt. Die WM 2025 endete schließlich mit sechs Wertungstagen für die Standard- und 18m-Klassen, während die Clubklasse nur an fünf Tagen fliegen konnte. Sehr gerne wären wir mehr und (ehrlich gesagt) wären wir auch sehr gerne besser geflogen.

Der Wettbewerb begann am ersten Wertungstag mit einem kleinen Wetterfenster. Martin entschloss sich, die mit 25 Pilotinnen am stärksten besetze Clubklasse zu neutralisieren. Damit konnte der Tag für die beiden anderen Klassen, die Standard- und die 18m-Klasse, mit einer Assigned Area Task-Aufgabe (AAT) gut genutzt werden und war für das Team Germany ein toller Start: Christine und Sabrina schätzten das Wetter richtig ein, wählten einen ganz frühen Abflugzeitpunkt, entschieden sich für die richtige Flugwegwahl und landeten gemeinsam auf Platz 1 in der Tageswertung, Conny war nur knapp dahinter auf Platz 4!

Der Wettbewerb stand in den Folgetagen leider unter einem schlechten Stern. Ein großes Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa machte der Streckenplanung immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Wir hatten reichlich Gelegenheit, die Sehenswürdigkeiten der ländlichen Region Mittelböhmens zu erkunden und Klöße, Kraut und Strudel zu verkosten. Nach neun möglichen Wettbewerbstagen gab es erst drei bzw. zwei (Clubklasse) Wertungstage, aufgrund der unsicheren Wetterlage konnten nur recht kleine AATs geflogen werden. Es soll jedoch erwähnt werden, dass wir selbst diese Strecken dem beeindruckenden Sachverstand, der großen Erfahrung und dem unerschütterlichen Optimismus des Meteorologen Horatio zu verdanken hatten. Die üblichen Wetterprogramme zeigten äußerst mäßige Prognosen oder gar aussichtsloses Wetter an. Dennoch erahnte Horatio gelegentlich in den Analysekarten „a very small weather window“, die Wettbewerbsleiter Martin mit der richtigen Zeit für die Startbereitschaft in sinnvolle Strecken für uns umsetzte. Diese Übersicht verdient allerhöchsten Respekt!

Gegen Ende des Wettbewerbs hatte das Wetter zumindest ein wenig Einsehen. Die letzten vier Tage konnten für alle drei Klassen genutzt werden. Meist reichte die Meteorologie erneut nur für kleine und mittelgroße AATs, da immer wieder großen Abschirmungen und Schauer das Wettbewerbsgebiet durchzogen und die thermische Entwicklung beeinträchtigten.

Eine klassische Rückseitenwetterlage nach einer Front ermöglichte uns immerhin eine einzige größere Racing-Aufgabe mit Strecken zwischen 370 und 480 km und 1000 Punkten für die Siegerinnen. Die drei Pilotinnen der Clubklasse landeten nach diesem Tag in der Gesamtwertung auf dem 2., 4. und 5. Platz. Hier schien für das Treppchen noch alles drin zu sein!

Am Ende konnten bei dieser WM jedoch die anderen Nationen ihre fliegerischen Leistungen besser ausspielen als das Team Germany. In der Clubklasse waren die Medaillenränge bis zum Schluss in greifbarer Nähe. Doch leider trennten nach dem letzten Wertungstag ganze sechs Punkte die drittplatzierte Michaela Krizova und Ulrike Teichmann auf dem undankbaren Platz 4. Carolin Rothhardt landete knapp dahinter auf Platz 5 und Daniela Wilden auf Platz 13. Unsere Pilotinnen der Standardklasse fanden nach ihrem starken Auftakt am ersten Wertungstag nicht in ihre gewohnte starke fliegerische Form, die sie auf zahlreichen WMs gezeigt hatten. Christine, Sabrina und Conny mussten sich am Ende im Mittelfeld mit den Plätzen 10, 11 und 12 zufriedengeben. Sandra, Jana und Anja landeten in der Gesamtwertung der 18m-Klasse auf dem 7., 8. und 12. Platz.

Das überragende Team auf dieser WM waren die Tschechinnen, denen an vielen Wertungstagen ein perfekter Teamflug und sehr gute Absprachen gelangen. Am Ende konnte das Gastgeberland mit Alena Netusilova (18m-Klasse), Klara Teichmannova (Standardklasse) und Tereza Koubkova (Clubklasse) alle drei Titel gewinnen – eine beeindruckende Leistung!

Auch wenn das Wetter nicht recht mitspielte, wurden unsere Erwartungen von 2017 dennoch in einem ganz anderen Aspekt nicht nur erfüllt, sondern auch übertroffen: Die gesamte Organisation der WM war auf allen Ebenen extrem gut. Das Team um Wettbewerbsleiter Martin Hrivna hat sowohl in der Streckenplanung, bei der Organisation des Flugbetriebs als auch bei allen organisatorischen Fragen einen fraglos exzellenten Job gemacht. Ein gut vorbereiteter Flugplatz, eindeutige und pünktliche Kommunikation, zügiger und reibungsloser Startbetrieb, Entscheidungen mit Augenmaß und eine funktionierende Infrastruktur am Flugplatz (unter anderem nahezu ohne jeden Ausfall der Stromversorgung auf dem Campingplatz) haben allerhöchsten Respekt verdient!