ECHA: Keine Entscheidung zum Additiv Tetraethylblei (TEL) im AVGAS 100LL

Die European Chemicals Agency (ECHA) mit Sitz in Helsinki hat immer noch nicht über die Anträge der drei Firmen, Trafigura Ventures V.B.V., Estland, Warter Fuels Spółka Akcyjna, Polen und Shell Nederland Raffinaderij B.V., Holland, für eine Fortsetzung der Produktion des Additivs Tetraethylblei (TEL) im AVGAS 100LL entschieden. Die ECHA hat eine Konsultationsperiode gestartet, die am 10. Januar 2024 enden sollte. Nach diesem Datum wird eine politische Entscheidung durch die Europäische Kommission das Ergebnis sein. Im Juni sollte diese Entscheidung bereits getroffen werden, das ist leider nicht der Fall.

Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass es allein in Europa etwa 16.000 Flugzeuge gibt, die noch mit Avgas 100LL betankt werden müssen. Danach sind etwa 7700 Lycoming Motoren, 4100 Continental Motoren und 4000 Motoren unbekannter Herkunft davon betroffen. Die Tage von verbleiten Avgas 100LL sind gezählt, das sollte mittlerweile auch dem letzten Motorflieger klar geworden sein. Auf der einen Seite schlägt unsere Umwelt Alarm, auf der anderen Seite existiert weltweit nur noch die britische Firma Innospec, die das bleihaltige Additiv TEL herstellt.

Die Firmen wollen damit erreichen, das bleihaltige Avgas 100LL in Europa so lange weiterproduzieren zu dürfen, bis die Verfügbarkeit von bleifreien Avgas-Alternativen sichergestellt ist. Erst wenn die ECHA bzw, die Europäischen Kommission ihren Anträgen entspricht, kann von einem geordneten Übergang zu bleifreiem Avgas-Alternativen ausgegangen werden.

Additiv Tetraethylblei: Nachfrage bei der ECHA

DAeC Referent für Technik und Umwelt, Karsten Schröder, hat sich aus diesem Grund direkt mit der ECHA in Verbindung gesetzt, um zumindest einen Zwischenstand der Antragsbearbeitung zu erhalten. Auch AOPA und Europe Air Sports befassen sich intensiv mit diesem Thema. Hier die Antwort der ECHA vom 15. Ausgust, aus dem Englischen übersetzt:

Unter dem Link: Adopted opinions and previous consultations on applications for authorisation - ECHA (europa.eu) findet man den aktuellen Stand aller bei der ECHA eingereichten Zulassungsanträge, die einer Konsultation unterzogen wurden. Mit den Kennnummern

  • 0353-01
  • 0361-01
  • 0362-01

kommt man dann zu den einzelnen Anträgen der Firmen Trafigura Ventures V.B.V., Estland, Warter Fuels Spółka Akcyjna, Polen und Shell Nederland Raffinaderij B.V., Holland, für den Stoff Tetraethylblei (TEL).

Wenn man auf die Schaltfläche „Details“ klickt, erfährt man weitere Informationen über die beantragten Verwendungen, die nicht vertraulichen Dokumente des Antrags und die Entscheidung der Europäischen Kommission, sofern verfügbar. Die Zulassungsanträge der Firmen Trafigura Ventures V.B.V., Estland, Warter Fuels Spółka Akcyjna, Polen und Shell Nederland Raffinaderij B.V., Holland, befinden sich derzeit in der Phase der Meinungsbildung. Weitere Informationen über den Prozess findet man in der Infografik zum Zulassungsprozess auf der ECHA-Website unter dem Link: Authorisation process - ECHA (europa.eu)

Europäische Kommission ist für die Entscheidung über Zulassungsanträge zuständig

Die Europäische Kommission ist für die Entscheidung über Zulassungsanträge zuständig und stützt sich dabei auf die Stellungnahmen der Ausschüsse für Risikobeurteilung (RAC) und sozioökonomische Analyse (SEAC) der ECHA. Die Europäische Kommission bereitet einen Entscheidungsentwurf vor, der im REACH-Ausschuss (Englisch: Regulation concerning the Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals, Deutsch: Verordnung über die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien) diskutiert und abgestimmt wird. Aktuelle Informationen findet man im Komitologie-Register der Europäischen Kommission unter dem Link: Comitology Register (europa.eu)

Im Klartext heißt das, dass die Europäischen Kommission den angekündigten Termin nicht halten konnte. Somit konnte auch keine Entscheidung über die Zukunft von Tetraethylblei (TEL) getroffen werden. Wird den Anträgen der Firmen allerdings nicht entsprochen, darf Avgas 100LL in Europa ab Mai 2025 nicht mehr hergestellt werden. Ein Import von Avgas 100LL aus den USA wäre aber dennoch möglich. Wir dürfen also weiterhin gespannt darauf sein, wann sich die Europäische Kommission entscheidet, aber noch mehr darauf, wie sie sich entscheidet. Der Termin Mai 2025 rückt allerdings unaufhaltsam näher.

Anmerkung: Die oben angegebenen Links werden regelmäßig durch die ECHA aktualisiert.