118. Generalkonferenz der FAI

In der vergangenen Woche fand die FAI-Generalkonferenz auf Einladung des Saudi Aviation Clubs in Riad statt. Für den DAeC nahm Präsident Claus Cordes als Delegierter teil und schildert die aus seiner Sicht wichtigsten Erkenntnisse für den deutschen Luftsport.

 

Foto: Saudi Aviation Club

Wer sich für das gesamte Programm der FAI-Konferenz interessiert, findet eine Zusammenfassung aller Themen, Ehrungen und Fotos auf der Seite der FAI unter fai.org. Für mich waren im Hinblick auf den Luftsport in Deutschland besonders drei Aspekte bemerkenswert, die ich kurz näher beleuchten möchte:

Erstens: Die Organisation des Luftsports, wie wir in Deutschland sie kennen, ist nicht die Norm. In anderen Ländern ist das Sportgeschehen oft weit mehr kommerziell ausgerichtet. Luftsportinfrastruktur ist dort ein bezahlter Service, weswegen viele Menschen allein schon aus finanziellen Gründen von der Teilnahme am Luftsport ausgeschlossen sind. Wir sollten uns in Deutschland glücklich schätzen, welche Möglichkeiten unsere Vereine und das damit verbundene ehrenamtliche Engagement bieten, um einer großen Zahl von Piloten die Ausübung von Luftsport zu ermöglichen.

In anderen Ländern stehen oft die Interessen der Luft- und Raumfahrtindustrie hinter der Sportförderung, die dort als Teil einer zielgerichteten Elitenbildung verstanden wird. Auch im internationalen Vergleich bzw. vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Wettbewerbs wird es höchste Zeit, dass man hierzulande begreift, dass eine Vernachlässigung oder gar Beschränkung des Luftsportes unser Land im Bereich des technologischen Fortschritts weit zurückfallen lassen wird.

Zweitens: E-Sports ist in Asien gerade auf dem Vormarsch. Die Meinung in der FAI ist dazu gespalten. Während die eine Seite glaubt, dass das die Zukunft für den Luftsport sei, um ausreichend Nachwuchs zu interessieren, glaubt die andere, dass es nicht gelingen wird, die "Computer Nerds" hinter der virtuellen Brille hervor und auf die Flugplätze zu locken.

Auch wir im DAeC müssen uns nach einem ausführlichen Meinungsbildungsprozess zu dieser Frage positionieren, da sie noch öfter gestellt werden wird. Dabei wird auch zu klären sein, wie grün E-Sport eigentlich ist, denn die dafür genutzten Server verbrauchen viel Strom.

Drittens: Der Luftsport muss grüner werden, und zwar nicht durch Verzicht, sondern durch Wandlung. Dazu gibt es viele Einzelinitiativen, aber die müssen koordiniert werden, damit die Ressourcen effektiver genutzt und schnellere Fortschritte erzielt werden können. Auch an dieser Stelle könnten wir Wettbewerbsvorteile herausarbeiten – für die Wirtschaft und den Luftsport. Wir arbeiten daran, in Kürze wieder einen arbeitsfähigen Bundesausschuss Natur und Umwelt zu haben. Er ist auf eure Zuarbeit und Ideen angewiesen. An dieser Stelle haben wir unsere Zukunft auch selbst in der Hand. 

Natürlich habe ich mir die Frage gestellt, ob der erhebliche Aufwand, den eine solche Generalkonferenz mit sich bringt, gerechtfertigt ist. Meine Antwort ist ein klares Jein. Ja, weil es wichtig ist, sich kennenzulernen und sich zu Zukunftsthemen des Luftsports auszutauschen. Nein, weil der Rahmen in diesem Jahr nach meinem Geschmack erheblich zu aufwendig war, doch die Entscheidung darüber trifft der jeweilige Gastgeber. Mir blieb nur, meine eigenen Kosten für die Unterbringung deutlich zu reduzieren.

Die 119. Generalkonferenz im Jahr 2025 wird in Helsinki stattfinden. Ich hoffe, dass es den Gastgebern gelingt, die Tagung in einem bodenständigeren Rahmen durchzuführen.

 

Claus Cordes, DAeC-Präsident