Hand in Hand zum Schutz der Natur: Verkehrslandeplatz Uetersen-Heist (EDHE)

Manchmal braucht es gar nicht viel, um die Bedürfnisse der Flugsportler mit denen der Anwohner und der umgebenden Natur in Einklang zu bringen. Karsten Schröder, Referent für Technik und Umwelt beim DAeC, hat sich über die Erfahrungen des Segelflugclubs informiert.

Foto: Franz Joachim Sahm

Foto: Franz Joachim Sahm

EDHE ist ein recht großer Verkehrslandeplatz nördlich von Hamburg, der für alle Betriebsarten zugelassen ist. Tatsächlich sind aber nur Motorflieger, Ultraleichte und Segelflieger aktiv. Gelegentlich schaut ein Luftschiff für Werbeflüge über Hamburg vorbei.

Probleme mit dem Umweltschutz und Umweltschützern gab es laut dem dort ansässigen Segelflugclub nie, wohl aber mit einer Bürgerinitiative aus einzelnen Anwohnern, die sich billige Grundstücke in der Einflugschneise des Verkehrslandeplatzes gekauft haben sollen, um anschließend dagegen vorzugehen - man munkelt, um eine Wertsteigerung für ihre Grundstücke zu erreichen.

Die daraus resultierende Auseinandersetzung wurde aus Sicht des Segelflugclubs nicht immer mit fairen Mitteln geführt. Es wurden beunruhigende Gerüchte gestreut, beispielsweise über eine feste Bahn mit Nachtflug, die angeblich unmittelbar vor der Realisierung stehen sollte. Das wollte vom Segelflugclub niemand, denn es hätte dem Club mehr Probleme beschert als den Anwohnern! Schließlich wurden die verbreiteten „alternativen Fakten“ immer unerträglicher, sodass die ortsansässigen Luftsportvereine zusammen mit den Gewerbetreibenden am Platz beschlossen, aktiv dagegen vorzugehen. Sie luden die Bürgerinitiative, insbesondere aber auch alle anderen Anwohner, zu einem Gedankenaustausch mit Besichtigung und Information auf den Flugplatz ein. Das war ein voller Erfolg: Mit dieser Aktion konnten sie so überzeugen, dass sich die Bürgerinitiative letztendlich auflöste.

Der Erfolg hat den Segelflugclub angespornt, sich noch intensiver für ein gutes Miteinander einzusetzen. Die Mitglieder steigerten beispielweise ihre Bemühungen, die Geräuschbelästigung für die Anwohner mit geschickten An- und Abflugverfahren möglichst gering zu halten. Diese Maßnahme wird von platzeigenen genauso wie von ortsfremden Piloten akzeptiert. Die An- und Abflugverfahren sind aus der AIP ersichtlich, sodass man sich auch ohne Ortskenntnisse problemlos darauf einstellen kann.

Außerdem ist es dem Entgegenkommen der Flugplatz-GmbH zu verdanken, dass das Naturschutzgebiet Tävsmoor, welches unmittelbar an den Platz grenzt, schon vor Jahren wieder vernässt werden konnte und nun eine richtige Wildnis geworden ist.

Darüber hinaus hat die Platzhalter-GmbH seit einigen Jahren einen eigenen Traktor mit Mähwerk, mit dem ausschließlich die Bahnen regelmäßig gemäht werden. Die sehr großen, ungenutzten Flächen, die nicht für Start, Landung und Rollen gebraucht werden, bleiben dagegen fast unberührt und werden nur noch einmal im Jahr gemäht, und zwar dann, wenn alles verblüht ist und die Vögel ihre Jungen großgezogen haben. Das abgemähte Gras bleibt als Mulch liegen. Gedüngt wird ebenfalls nicht mehr. Das Ergebnis ist beeindruckend, weil es nach Auskunft von Vereinsmitgliedern nach Wildblumen duftet und dutzende Feldlerchen tirilierend in der Luft stehen. Feldlerchen soll es dort vorher nicht gegeben haben.

Abgesehen davon hat der Verein keine besonderen Maßnahmen zum Schutz von Natur und Umwelt ergriffen, ganz nach dem Motto: Die Natur hilft sich selbst, wenn man sie lässt! Hilfreich ist aber wohl, dass es in der Nachbarschaft keine intensiv betriebene Landwirtschaft mehr gibt und der örtliche Jagdpächter das Raubzeug zum Schutz der Bodenbrüter kurzhält. Marder & Co haben die Lerchen nun mal leider zum Fressen gern. Auch das ist sicher ein Grund, weshalb sich die Lerchen erstmals, seit mehr als 50 Jahren, auf EDHE ansiedeln konnten. Der andere Grund ist wohl die wiederhergestellte Nahrungsgrundlage für diese Vögel. Es wachsen nun Pflanzen, die es dort früher nicht gab, was zahlreiche Insektenarten ernährt, die es dort früher auch nicht gab. Davon scheinen die Lerchen nun zu profitieren.

Die Aktivitäten auf dem Verkehrslandeplatz Uetersen-Heist scheinen ein sehr gutes Beispiel dafür zu sein, dass es manchmal gar nicht viel braucht, um mit den Nachbarn genauso wie mit der Natur auf gutem Fuß zu stehen.