Vor einigen Jahren beschloss der Flugsport-Club Neumünster, sich neu aufzustellen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Mit viel Engagement, Ideen und Kompetenzen der Vereinsmitglieder gelang ein Neuanfang in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Mitgliederwerbung und Kooperationen. Ein Erfahrungsbericht von Mathias Allendorf, 2. Vorsitzender und Andreas Weichert, Schriftführer des FSC Neumünster.
„Die Luft war einfach raus“, erinnert sich Matthias Allendorf, 2. Vorsitzender des FSC Neumünster. Der Flugzeugpark sei wenig attraktiv gewesen, die Flugschule – eines der wichtigsten Instrumente zur Mitgliedergewinnung – ohne Leitung, und das Vereinsleben hätte für viele nur noch eine untergeordnete Bedeutung gehabt. So konnte es nicht bleiben, fanden neben Matthias Allendorf auch einige andere Vereinsmitglieder. Schritt für Schritt machten sie sich daran, den Verein zu modernisieren. Unter anderem gründete Matthias Allendorf mit anderen zusammen eine „Mediagruppe“, die die Website mit einer frischen, einladenden Gestaltung und neuen Funktionalitäten neu entwarf. Auch die Marke des FSC Neumünster erfuhr einen Relaunch, und der Umgang mit den Social-Media-Kanälen wurde professionalisiert. Rückblickend, erkennt der 2. Vorsitzende, sei das wohl der Startschuss für den Flugsport-Club gewesen, ganz neue Wege zu beschreiten.
In der Mediagruppe wird bewusst generationsübergreifend gearbeitet. Vor allem für die jungen Mitglieder sind Themen wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung wichtig – deshalb wird der Verein nun CO2-neutral geführt. Darüber hinaus gibt es eine Schafherde, die das Gras kurz hält, eine Wildblumenwiese und einen Imker, der mit Unterstützung seiner fleißigen Bienen den Flugplatzhonig produziert. Mit den Flugtagen für Kinder aus Tschernobyl und für Seh- und Hörgeschädigte übernimmt der Verein auch soziale Verantwortung.
„Als diese vielen kleinen Initiativen eine kritische Masse erreichten, entwickelte sich plötzlich eine Eigendynamik“, erinnert sich Matthias Allendorf. Plötzlich wurde der Verein von der Stadt Neumünster als interessanter Kooperationspartner wahrgenommen. Gemeinsam riefen sie die Fliegerstipendien ins Leben, die es sechs, nach sozialen Kriterien ausgewählten Jugendlichen ermöglichen, eine Segelflug- und Motorsegler-Ausbildung beim FSC Neumünster zu absolvieren. Dieses Projekt wird derzeit mit Hilfe von Arbeitgebern aus der Region ausgeweitet, die so ihren Auszubildenden eine Flugausbildung finanzieren.
Weitere wichtige Bausteine der Öffentlichkeitsarbeit des rührigen Vereins sind die Zusammenarbeit mit Schulen im Rahmen von Projektwochen sowie die Beteiligung an Stadtfesten, wo der Verein sich und seinen Flugsport präsentiert. Mittlerweile feste Größen im Leben der Stadt sind regelmäßig stattfindende Flugplatzevents wie das Flugplatzfest, das Mittsommernachtsfliegen und das Drachenfest im Herbst. „Das lockt schon mal 15- bis 20000 Besucher an“, weiß Schriftführer Dr. Andreas Weichert zu berichten.
Darüber hinaus ist der FSC Neumünster mit seinen frischen Ideen auch in anderer Hinsicht als Partner attraktiv geworden: 2022 fusionierte er mit der Akaflieg Kiel. Auch diesen Prozess bereiteten die beteiligten Akteure professionell vor. „Wir haben während des dreijährigen Verschmelzungsprozesses im Rahmen des Umwandlungsgesetzes einiges gelernt. So etwas kann auch scheitern“, erklärt Andreas Weichert.
Obwohl der Flugsportverein in wenigen Jahren viel erreicht hat, will man sich damit nicht begnügen. Andreas Weichert erzählt von weiteren Projektideen, die man gerne in Angriff nehmen würde, vorausgesetzt, man findet passende Partner dafür. Technische Entwicklungskooperationen für flugleiterfreies Fliegen könne man sich vorstellen, den Umbau eines Elektroflugzeuges, Photovoltaikanlagen, Sponsoring-Partnerschaften, um den Flug- und Fuhrpark weiter zu elektrifizieren, und natürlich einen engeren Austausch mit anderen Vereinen. Doch vor allem sei eines entscheidend, findet Andreas Weichert: „Über die Sparten hinweg sind wir eine große Familie. Das ist Bestandteil unserer Vision. Bei uns soll sich jeder willkommen fühlen!“
Weitere Infos unter www.edhn.de